Tageszeitung NEUE 29. November 2016

Chopin-Gesellschaft

Uneitle und unaufgeregte Beethoven-Interpretationen

In Feldkirch gab es eine Begegnung mit der jungen deutsch-russischen Pianistin Maria Mazo.

Das Konzert war auf den Tag genau drei Jahre nach dem Tod des Gründers und langjährigen Leiters der Chopin Gesellschaft Vorarlberg, Jacek Lukaszcyk – bedauerlicherweise aber auch am selben Abend wie das Weihnachtskonzert von „Musik in der Pforte“. So fand sich eine handverlesene Schar echter Klavierenthusiasten im Saal des Pförtnerhauses in Feldkirch ein, die Maria Mazo am Ende ihres Rezitals begeisterten Beifall spendete.

Die attraktive junge Dame, die in Moskau und Hannover ausgebildet wurde, hat neben vielen anderen Preisen den Internationalen Beethoven Wettbewerb 2013 in Wien gewonnen. Und so stand Beethoven auch im Mittelpunkt des Programmes am Wochenende in der Montfortstadt. Im ers­ten Teil des Abends erklang die Waldstein-Sonate Opus 53, im zweiten die „Appassionata“ Opus 57.

Tiefschürfend. Sie zählen zu den bekanntesten und meistgespielten Klavierwerken des Meisters und so war es spannend, Mazos ganz persönlichen Zugang zu erleben. Keinesfalls war dieser betont eigenwillig oder gar aufgesetzt, vielmehr zeugte er von einer tiefschürfenden Auseinandersetzung mit den Werken und einem völlig uneitlen und unaufgeregten Stil. Als Beispiel dafür mögen die jeweiligen Finalsätze dienen. Den der „Waldstein-Sonate“, oft recht munter und tänzerisch dargeboten, formte Mazo gewichtig und zuweilen dramatisch. Hingegen nahm sie den letzten Satz von Opus 57 eher flott, so dass die Schlusssteigerung in eine virtuose Rasanz der Extraklasse mündete.

An der Seite Beethovens stand im ersten Teil, als Reverenz an den Veranstalter, Chopins Ballade Nr. 1 in g-Moll. Sie wurde als erstes Werk des Abends nach und nach zu einem flüssigen und mitreißenden Ganzen. Den Teil nach der Pause eröffnete eine Klavier-Bearbeitung von Strawinskys „Feuervogel-Suite“. Hier – aber nicht nur hier – zeigte sich ein weiteres hervorstechendes Merkmal der Kunst von Maria Mazo, nämlich ihre Fähigkeit, Linien und Stimmführungen herauszuschälen und somit die oft komplexe Dichte der Kompositionen für die Hörer durchhörbar und spannend aufzuschlüsseln.

Für die Saison 2017 hat die Chopin Gesellschaft Feldkirch drei Konzerte geplant. Der Abend des 24. Februar ist mit dem Offenburger Streichtrio und Anna Adamik, Klavier, der Kammermusik gewidmet, am 5. Mai folgt ein Klavierrezital mit Ivana Gavric. Der 1. Dezember 2017 führt das Publikum schließlich mit Musik und Literatur ins Brasilien der Habsburgerin Maria Leopoldina.

Anna Mika