VORARLBERGER NACHRICHTEN

27. Februar 2017

Variabel, ideenreich und stilsicher

Anna Adamik und das Offenburger Streichtrio boten eine breite Stilpalette.

FELDKIRCH. (ju) Sie ist als fabelhafte Pianistin eine feste Größe in der Szene, die aus Ungarn stammende und von einem

Kapazunder wie Paul Badura-Skora ausgebildete Anna Adamik. Neben ihrem Hauptberuf als Dozentin am Landeskonservatorium ist es ihr ein spürbares Anliegen, sich regelmäßig auch selbst immer wieder als Klaviersolistin, Liedbegleiterin oder Kammermusikerin ihrem Publikum zu stellen.

Aktuell tat sie dies am Wochenende im Pförtnerhaus vor einer zahlreichen und begeisterten Zuhörerkulisse in der Konzertreihe der seit 2013 von ihr geleiteten Chopin- Gesellschaft. Den ersten Teil des Abends unter dem Motto „Sturm und Sehnsucht“ gestaltet sie solo am klanglich schon etwas betagten Steinway und überrascht darin, wie variabel, ideenreich und stilsicher sie drei bedeutenden Werken der Klassik, der Moderne und des Impressionismus gewachsen ist. Auf der Basis einer gesunden Anschlagstechnik gelingt ihr bei Beethovens früher „Sturm-Sonate“ op. 31/2 größte Kantabilität im fast orchestral angelegten Adagio, während sie im Kopfsatz in schroffen Kontrasten die formale Freizügigkeit und Zerrissenheit, im Finale dagegen die rhythmische und harmonische Kühnheit des Stückes betont. Diese Sonate in der „Todestonart“ d-Moll widmet Adamik ihrem vor Kurzem verstorbenen Kollegen, dem Flötistin Eugen Bertel. Temperamentvoll

Spürbar Herzblut ihrer Heimat klingt dann mit in der vierteiligen Suite op. 14 (1916) des ungarischen Nationalkomponisten Bela Bartók, in der er erstmals rumänische und slowakische Volksmelodien verarbeitet hat. Kraftvoll und mit Temperament unterstreicht sie die motorische, perkussiv geschärfte Rhythmik dieses Werkes, kostet überlegen dessen klangliche Wirkungen aus und bringt das Werk so zu sprühender Lebendigkeit. „Ein Programmteil muss glücklich enden“, teilt Adamik dem Publikum darauf mit und beschließt ihren Part sanft lächelnd und sinnlich verträumt mit Debussys „L’isle joyeuse“ („Die Insel der Fröhlichkeit“).

Routinierte Wiedergabe

Nach der Pause gesellt sich für ein Stück praller Romantik das Offenburger Streichtrio hinzu, mit Frank Schilli, Violine, Rolf

Schilli, Viola, und Martin Merker, Violoncello, dem Gatten Adamiks. Gemeinsam mit der Pianistin nehmen sie sich mit dem beliebten ersten der drei Klavierquartette, op. 25, g-Moll, von Johannes Brahms ein jugendfrisches, von großer Zuneigung des Komponisten zu seiner Clara getragenes Werk vor. Doch was im ersten Teil des Abends durch intensive Differenzierung und subtile Ausgestaltung fasziniert hat, gerät im Quartett seltsam flach, spannungsarm und unausgewogen zwischen dem geschlossenen Flügel und den Streichern. Zu sehr steht auch das Bemühen um technische Präzision im Vordergrund, als dass da noch Platz wäre für besondere Inspiration. So bleibt es bei einer insgesamt routinierten Wiedergabe des Werkes, die erst beim übermütig gestalteten finalen „Rondo alla Zingarese“ wirklich aufhorchen lässt.