Mit Elan und Begeisterung – Die Chopin-Gesellschaft öffnete das Podium für junge Pianistinnen und Pianisten

Ein Konzert pro Saison widmet die Chopin-Gesellschaft in Vorarlberg jungen Pianistinnen und Pianisten, die sich noch im Studium befinden. Laurah Maddalena Kasemann und Nicola Schöni sowie Isa-Sophie Zünd und Gabriel Meloni nutzten das Podium im Feldkircher Pförtnerhaus und begeisterten mit ihren Darbietungen die Zuhörenden. Alle studieren am Vorarlberger Landeskonservatorium in den Klassen von Anna Adamik, Benjamin Engeli und Gerhard Vielhaber. Verwunderlich war, dass sich nur wenige Studierende für die Konzertauftritte ihrer Kolleginnen und Kollegen interessierten.

Die unterschiedlichen Musizierhaltungen und –arten von Laurah M. Kasemann und Nicola Schöni sowie Isa-Sophie Zünd und Gabriel Meloni brachten viel Abwechslung in den interessanten Konzertabend. Spannend kristallisierten sich in den Werkdeutungen die individuellen Charaktere jeder und jedes Einzelnen heraus. Bereits beim Wettbewerb „prima la musica“, im Rahmen von Solorecitals oder als Solisten von Orchesterkonzerten haben die vier Solisten bereits Aufmerksamkeit erregt sowie Preise und Anerkennungen erhalten. Sie sind siebzehn bzw. achtzehn Jahre alt und Schulkollegen am Musikgymnasium Feldkirch.

Zuerst boten Laurah Maddalena Kasemann und Nicola Schöni am Klavier vierhändig das Allegro aus Mozarts Sonate für Klavier zu vier Händen (KV 521) dar. Dass sich die beiden einen Tag zuvor als „Duo Crescendo“ beim Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb unter anderem mit genau diesem Werk einen ersten Preis erspielt hatten, war gut nachvollziehbar. Die Themen spielten sie sich temperamentvoll und prägnant zu, brachten damit den Sprachcharakter der Musik zur Geltung und verströmten viel Energie. Ebenso beeindruckend gestalteten die beiden die Barcarolle aus den Six Duets, op. 11 von Sergei Rachmaninov. Der ausbalancierte schwebende Duktus, in den sie die melodischen Linien setzten, ließ aufhorchen.

Laurah M.  Kasemann – Studentin in der Klasse von Benjamin Engeli – gestaltete die Popillons, op. 2 von Robert Schumann klangsinnlich und mit einem gut nachvollziehbaren erzählenden Duktus, der vor allem aus den klaren Phrasierungsbögen und einer nuancierten Tongebung resultierte. Für ihre bisherigen Leistungen überreichte ihr Michael Neunteufel den diesjährigen Sonderpreis der Chopin-Gesellschaft.

Nicola Schöni – Student in der Klasse von Anna Adamik – stellte die Fantasie, op. 28 von Alexander Skrjabin mit schönen Gewichtungen in den Raum. Beeindruckend entfaltete er dabei die stützenden Akkorde und die sie umspielenden Tongirlanden, so dass die Werkdeutung in den Linienführungen transparent ausgestaltet wirkte.

Isa-Sophie Zünd – Studentin in der Klasse von Anna Adamik – spielte drei Teile aus den Etüden, op. 10 sowie das Scherzo Nr. 1, op. 20 von Frederic Chopin. Ihre sensible und weiche Anschlagskultur und damit verbunden eine höchst feinsinnige Klanggebung im Piano bestachen in ihren Werkdeutungen. Genau durchgehörte und gestaltete Tonverhältnisse verliehen ihrem Spiel zugleich Dramatik und Poesie. Überdies bezog sie die Stille sehr bewusst in den musikalischen Fluss mit ein und erhöhte damit die innere Spannung der musikalischen Gestalten.

Gabriel Meloni – Student bei Gerhard Vielhaber und Konstantin Scherbakov am Pre-College der Zürcher Hochschule – widmete sich ebenfalls Werken von Frederic Chopin. Er gestaltete die Nocturnes in c-Moll sowie das op. 55 und die Ballade Nr. 4, op. 52 und war dabei stets auf eine sensible Verbindung der Töne zueinander bedacht. Die so gestalteten fließenden Übergänge verliehen den Interpretationen einen voluminösen Charakter und boten gute Voraussetzungen für dynamische Steigerungen.

Silvia Thurner.

„Dieser Artikel ist
zuerst auf der Homepage www.kulturzeitschrift.at erschienen.“