Ausgehend von den 3 Romanzen, op. 28 über die symphonischen Etüden, op. 13 und das Allegro op. 8 bis hin zur berühmten Humoreske, op. 20 zog Ferenc Bognár einen weiten musikalischen Bogen. Aufhorchen ließ der Pianist in den 3 Romanzen mit seiner transparenten Linienführung. Er stellte die liedhaften Melodien fein in den Klangvordergrund und bot mit der dynamischen Ausgestaltung eine große emotionale Tiefe. Besonders zur Geltung kam dieses „Singen am Klavier“ in der poesievollen Deutung der zweiten Romanze. Energetisch punktiert kamen die abschattierten harmonischen Felder im dritten Teil zur Geltung.
Abenteuerlicher Weg zum Finale
Die vielgestaltigen spieltechnischen Zugänge, immer getragen von einer sehr klaren Linienführung, boten gute Voraussetzungen für Schumanns ausgeklügelten symphonischen Etüden, op. 13. Am Beginn erklang das eher schlichte Ausgangsthema, in dem ein Trauermarsch evoziert wurde. Danach führte Ferenc Bognár den musikalischen Fluss in zwölf Abschnitten zu einem fulminanten Finale. In jeder Etüde kristallisierte der Pianist die Charaktereigenschaften heraus und bot viel Abwechslung, unter anderem mit kauzigen Bassgängen, spritzig gestalteten Entwicklungslinien, pointiert gesetzten Tonrepetitionen, raumgreifenden Gesten, akkurat ausgeformten Vorschlagsthemen, perlend geführten Tonkaskaden, ausgeklügelten rhythmischen Verschiebungen und leidenschaftlich entfaltete Klangflächen. Mit bewundernswerter Kraft hielt der Pianist die Spannung bis hin zum ‚Allegro brillante‘, das er ausdrucksvoll in den Raum stellte. Wie beziehungs- und spannungsreich der Pianist musizierte, spiegelte sich auch im aufmerksam zuhörenden Publikum wider.
Wie Schumann das klassische Sonatenhauptsatzprinzip in „seine“ romantische kompositorische Welt transferierte, war im Allegro op. 8 nachvollziehbar. Zum Schluss wendete sich Ferenc Bognár der berühmten Humoreske op. 20 zu, die er in einem poesievoll erzählenden Duktus ausbreitete. Auch in diesem Werk entfaltete er reizvolle Gewichtungen und musikalische Verdichtungen. Darüber hinaus stellte der Pianist mit markanten Schnitten die für Schumann so typische ‚Doppelgängerrolle‘ vielschichtig dar, einerseits den fröhlich ausgelassenen Typus und andererseits den in sich gekehrten melancholischen Charakter.
Mit freundlicher Genehmigung von Silvia Thurner. Zuerst veröffentlicht in „Kultur“ Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft