Hohe Tastenkunst

Der Pianist Boris Giltburg mit Klaviersonaten von Beethoven

Nach dem grossen Erfolg des letzten Jahres war es der Chopin-Gesellschaft gelungen den international gefeierten Pianisten Boris Giltburg für einen Klavierabend mit drei der bekanntesten Sonaten von Ludwig van Beethoven nach Feldkirch zu gewinnen. Ein Wagnis, das sich geloht hat : der Festsaal der Landeskonservatoriums war schon Tage zuvor „Corona-ausverkauft“! Vor genau einem Jahr, so ließ der sympathische Künstler in seiner Konzerteinführung sein Publikum wissen, sei auch die Idee entstanden sämtliche Klaviersonaten Beethovens aufzuführen, aufzunehmen, sowie filmisch zu dokumentieren. Der Pianist startete das Projekt www.beethoven32.com, welches nun seiner Vollendung entgegengeht.

Mondscheinsonate

Fast distanziert beginnt er den ersten Satz der „Mondscheinsonate“: nachdenklich betrachtend wagt Giltburg die leisesten Töne – und gewinnt nicht immer : der Bösendorfer Imperial macht ihm im pianissimo zu schaffen. Elegisch und langsam gehalten der zweite, in rasendem Tempo hingegen der dritte Satz: leidenschaftlich interpretiert, erzeugte er fast orchestrale Klanggewalt , die wie ein Sturm durch den Festsaal fegt. Klaviertechnik : Nebensache! Erste begeisterte „Bravo“ – Rufe unter den Maskenträger*innen im Publikum!

Waldsteinsonate

Die pochenden Akkorde zu Beginn in der linken, klare Diktion in der rechten Hand. Hier weiß ein Interpret seine Zuhörer*innen durch ein Meisterwerk zu führen. Mächtig, aber nie aufdringlich führt er die Linien im Bass, berauschende Klangkaskaden füllen den Raum. Sphärisch beginnend und von grosser innerer Ruhe getragen der zweite Satz, überleitend in den Schlusssatz : anfänglich wie ein Streichorchester klingend, später an Orgelklang und dialogisierenden Chorgesang erinnernd. Ein grosser Interpret entlässt eine begeisterte Zuhörerschaft in die Pause.

Hammerklaviersonate

Als hätte ein Sinfonieorchester eingesetzt : nicht ein Klavier, sondern das Register der Holzbläser war zu vernehmen. Keine schrillen Töne! Giltburg bleibt gesanglich, zeichnet zwar dynamische Gegensätze deutlich, verzichtet aber auf jede Art von „Showeffekt“. Bei Modulationen gibt er den Hörer*innen Zeit. Herbstliche Stimmung im dritten Satz: ein einsamer Wanderer im morgendlichen Nebel. Das ist Tasten-Magie : ein schwebender Klavierklang – losgelöst von allem Irdischen. Klar und kraftvoll die Rückkehr in die wirkliche Welt in der Fuge des Finalsatzes. Lebensbejahender Ausdruck der Freude und der Hoffnung!

Tor in die Zukunft

Als „Tor“ zu Beethovens letzten Schaffensperiode bezeichnete Boris Giltburg in seiner Abschiedsrede die Hammerklaviersonate und bedankte sich bei seiner begeisterten Zuhörerschaft mit dem Finalsatz der Klaviersonate op 109 in E-Dur. Wie verwandelt kehren wir nach Hause zurück nach einem grossartigen Klavierabend. Kommen Sie wieder zu uns nach Feldkirch, Boris Giltburg!

Mit freundlicher Genehmigung von Martin Merker