„Junger Dornbirner verzaubert Feldkirch“ – Pressespiegel zum Konzert von Aaron Pilsan
Begeistert zeigte sich die regionale Presse vom Konzert Aaron Pilsans bei der Chopin-Gesellschaft
In den Vorarlberger Nachrichten vom 17.09.2024 schrieb Andreas Marte:
Junger Dornbirner verzaubert Feldkirch
Der Dornbirner Pianist Aaron Pilsan stellte bei seinem jüngsten Konzert in Feldkirch erneut sein beachtliches Können unter Beweis. Trotz seiner erst 29 Jahre hat Pilsan bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und sich einen festen Platz in der internationalen Musikszene erobert.
Den Auftakt des Abends bildete César Francks Prélude, Choral et Fugue, das Pilsan mit nuanciertem Einfühlungsvermögen interpretierte und sowohl die lyrisch fließenden Linien des Préludes als auch die dichte, komplexe Struktur der abschließenden Fuge meisterhaft zur Geltung brachte. Auch die Werke von Frédéric Chopin kamen nicht zu kurz. Ein „Chopin-Block“ mit verschiedenen Walzern, darunter der berühmte Minutenwalzer, zeigte Pilsans besondere Verbindung zu diesem Komponisten.
Pilsans Darbietung der Barcarolle in Fis-Dur beeindruckte durch die Balance zwischen lyrischen Passagen und virtuosen Momenten. Die sanft wiegende Melodik und die harmonische Komplexität des Werkes brachte er mit großer Leichtigkeit zur Geltung, was die emotionale Vielschichtigkeit und Tiefe der Komposition wunderbar unterstrich.
Besonders fesselnd war Pilsans Interpretation von Robert Schumanns Carnaval op. 9, einem der komplexesten und originellsten Klavierwerke der Romantik. Das Werk besteht aus einer Reihe kurzer Charakterstücke, die verschiedene Figuren und Masken eines imaginären Karnevals darstellen. Pilsan meisterte die Herausforderung, die kontrastreichen Stimmungen und Charaktere – von lebhaft tänzerischen Momenten bis hin zu lyrischen, fast melancholischen Passagen – nahtlos miteinander zu verweben.
Besonders bemerkenswert war sein feines Gespür für die wechselnden Charaktere von Florestan und Eusebius, die zwei Seiten von Schumanns Persönlichkeit repräsentieren: Florestan als das Impulsive und Leidenschaftliche und Eusebius als das Träumerisch-Lyrische. Pilsan gelang es, diese emotionalen Gegensätze überzeugend darzustellen, indem er in den dramatischen Passagen eine präzise und kraftvolle Interpretation bot und gleichzeitig in den lyrischen Passagen Intimität und Zartheit schuf. Durch seine Interpretation erweckte Pilsan das Werk zum Leben und ließ das Publikum die tiefe innere Dramatik und den ständigen Wechsel der musikalischen Charaktere hautnah miterleben.
Ein weiterer musikalischer Höhepunkt des Abends war Franz Liszts Rigoletto-Paraphrase, ein technisch höchst anspruchsvolles Werk, das auf der berühmten Arie „La donna è mobile“ aus Giuseppe Verdis Oper Rigoletto basiert. Pilsans Interpretation dieses virtuosen Stücks ging weit über technische Perfektion hinaus. Er verlieh dem Werk eine fast orchestrale Fülle und ließ die dramatische Kraft der Oper in seiner Klavierfassung aufleben. Besonders beeindruckend war, wie Pilsan die Beweglichkeit und Leichtigkeit der Arie in eine fließende, elegante Spielweise übertrug, die die Virtuosität des Stückes deutlich hervortreten ließ. Seine von Chopin inspirierte Technik des „Atmens aus dem Handgelenk“ ermöglichte es ihm, die schnellen Läufe, Triller und Oktaven mit beeindruckender Präzision und scheinbarer Leichtigkeit zu bewältigen. Trotz der vielen virtuosen Verzierungen und technischen Herausforderungen bewahrte Pilsan stets die melodische Klarheit und Struktur des Werkes und ließ so die Brillanz von Liszts Komposition in vollem Glanz erstrahlen.
Mit seiner technischen Meisterschaft, seiner tiefen musikalischen Ausdruckskraft und seiner unverwechselbaren Bühnenpräsenz bewies Aaron Pilsan einmal mehr, dass er auf dem besten Weg ist, zu den führenden Pianisten seiner Generation zu gehören.
Anna Mika schrieb in der Kronen Zeitung vom 17.09.24 (gekürzt) sowie in ihrem Blog www.musikundmehr.mika.at:
Aaron Pilsan virtuos und vielschichtig
Der 1995 in Dornbirn geborene Aaron Pilsan konzertiert auf den Bühnen der Welt, so tourt er im Oktober in den USA. Am Sonntag begeisterte er bei der Chopin Gesellschaft Feldkirch.
„Chopin plus Virtuosität“, so nannte Aaron Pilsan das anspruchsvolle Programm, das er auf Einladung der Chopin Gesellschaft am Sonntag spätnachmittags im Pförtnerhaus spielte. Doch bei Aaron Pilsan bedeutet Virtuosität nicht schweißtreibende Mühe, nein, vielmehr hat er diese musikalische Tugend im kleinen Finger. Der junge Mann steht turmhoch darüber und hat somit die Ressourcen, dieses unglaubliche Programm interpretatorisch auszuloten, die Kraft für ausdrucksstarke Nuancen zu finden, Charaktere zu erschaffen und sogar das Publikum das eine oder andere Mal zum Schmunzeln zu bringen, nicht zuletzt mit seinen Moderationen. Pure Virtuosität gab es zu Beginn mit César Francks „Prélude, Choral et Fugue“, aber auch Bewunderung für komplexe harmonische Entwicklungen und eine beeindruckende Architektur dieses fünfzehn Minuten dauernden Werkes. Fast entspannt wirkten dann Walzer von Chopin und dessen Barkarole in Fis-Dur. Da zeigten sich ganz andere Seiten Aaron Pilsans, denn da erlebte man Schlichtheit und Lieblichkeit in idealer Mischung. Ein Mammutwerk folgte nach der Pause mit Robert Schumanns Zyklus „Carnaval“ Opus 9. Wie auf einem imaginären Ball lässt Schumann, damals vierundzwanzigjährig, verschiedene erfundene und reale Figuren vorbeitanzen. Seine beiden Alter Egos Eusebius und Florestan ebenso wie Paganini, Liszt oder Chopin, vor allem aber die beiden Frauen, zwischen denen er damals stand. Die künftige Ehefrau Clara erscheint, aber im Zentrum steht Ernestine von Fricken, deren Wohnort Asch die kompositorische Grundlage dieser Komposition bildet – er lässt sich in vier Noten ausdrücken ( a – es – c -h) Aaron Pilsan stellt diese Töne an ihrer Stelle mitten im Zyklus publikumswirksam vor, denn er schlägt sie nicht auf der Tastatur an, sondern zupft sie im Korpus des Flügels. Schumanns „Carnaval“ wird bei anderen Pianisten schnell einmal langatmig, aber nicht bei Pilsan. Er charakterisiert jeden Abschnitt so sinnfällig, dass das Ganze keinen Moment langweilig wird. Sehr sinnlich und auch virtuos zeigten sich die beiden abschließenden Werke, Alfred Grünfelds „Soirée de Vienne“ mit Themen aus Johann Strauß‘ „Fledermaus“ und die „Rigoletto -Paraphrase“ von Franz Liszt. Seine Bandbreite zeigte Aaron Pilsan auch mit seinen Zugaben: nach Schumanns zarter „Arabesque“ folgte die fetzige Version von Mozarts „Türkischem Marsch“, die Pianistenkollege Fazil Say geschaffen hat.